Die Geschichte der Kampfhunde

 

„[…] Geschichte  dieser Rassen, die von Menschen meist aus Profitgier und missverstandener Sportlichkeit planmäßig gezüchtet wurden. Gezüchtet allein zu dem Zweck, bis zum Tode hin zu kämpfen […] Gerade bei ihnen ist die Historie wichtig, weil historische Voraussetzungen sie geschaffen haben.“

 

Die Blutspur – Ein Geleitwort von Ulrich Klever / Gut Weisham, 25.1.1981

 

 

 

Die Spezialisierung

Sobald die Hundezucht in den frühen Anfängen planmäßig betrieben wurde, hatte sie immer nur ein Ziel: Durch überlegte Zuchtwahl den einzelnen Hund zum Spezialisten zu machen. Es stand/steht stets der Zweck im Vordergrund.

 

Die Aufgaben daraus waren gleichzeitig auch die Anforderungen an die äußere Form, Anatomie, des Hundes, so dass sich typische anatomische und wesensmäßige Rassebilder ausprägten.

 

Die Anfänge des Haushundes waren bereits zwischen der Altsteinzeit und der Jungsteinzeit, vor etwa 15000 Jahren im „Tomaretus“, einem wolfsartigen Hund. Aus Funden in Ausgrabungen kann man sagen, dass etwa 3500 v.Chr. bereits Hunde lebten, die unseren heutigen Rassen sehr ähnlich waren.

 

 Daher gab es seit über 5000 Jahre Zeit für Spezialisierungen für gewisse Aufgaben. Es gab Windhunde, Jagdhunde, Kampfhunde und Schoßhunde in den für die Neuzeit typischen Körperformen. Die geformten Rassen bedurften der stetigen menschlichen Pflege und Planung.

 

Die Entstehung der Kampfhunderassen

Die Urväter der großen Kampfhunderassen sind unter den großen Wolfsrassen zu finden. Ausgangsrasse der Tibetdogge war der großrahmige schwarze Tibetwolf.

 

Funde von Wolfsschädeln, damals, in Mittelrussland und Polen, und Schädel großer Doggenschläge von heute zeigen weitgehend ähnliche Größen. Dies ist auch der Beweis, dass rein von der Größe her durchaus Wolfsrassen existent waren und heute noch sind, die als Ausgangsformen unserer großen Kampfhunderassen in Frage kommen.

 

Eine wichtige Feststellung: nicht nur die Riesen unter den Hunderassen sind Kampfhunde, es sind vielmehr alte Schläge, die sich von ihrem Charakter her für den Schutz des Menschen und für den Kampf gegen wilde Tiere eigneten/eignen. Dafür gibt es eine starke Auswahl an doggenartigen Riesen, etwa in der Form des englischen Mastiffs bis hin zum Mops (der z.B. die Hausfrau beschützt). Der Begriff Kampfhund muss daher recht breit gefasst werden (!!!)

 

 

Ausgangspunkt des Kampfhundes in seiner äußeren Gestalt war naturgemäß der große, untersetzte, wuchtige Schlag mit sehr kräftigem Körperbau, stark entwickeltem Kopf und gewaltig drohender Stimme. Dieser Hund musste bereits durch seine äußere Erscheinungsform Furcht einflößen. Ein Bild elementarer Kraft, durch sein Gewicht naturgemäß nicht besonders schnell in der Bewegung und dennoch gewaltig im ersten Ansturm.

 

1905 erstellte Strebel eine Gliederung der verschiedenen Kampfhunderassen (5), Ausgangsrassen, aus welchen sich 8 weitere heraus entwickelten:

 

I Tibetaner Dogge

II Mastiff mit

    1 Bordeaux-Dogge, hieraus französische Bulldogge

    2 Englischer Bulldog, hieraus Zwergbulldog

     3 Mops

 III Deutsche Dogge mit

    1 Dänischer Dogge

     2 Boxer

 IV Neufundländer

 V Bernhardiner, hieraus Lechberger (aus IV +V)

 

  • Diese Einteilung um die Jahrhundertwende war noch sehr von nationalen Fragen überlagert.

Einteilung der Kampfhunderassen nach Dr. Fleig:

  1. Tibetdogge

  2. Molosser

  3. Bullenbeißer

  4. Dänische Dogge

  5. Mastiff

  6. Bulldog

  7. Bull and Terrier

  8. China-Bulldogge (ausgestorben)

 

[...]

 

Aufgaben der Kampfhunde

  1. Kriegshunde

    Der Mensch erkannte schnell den Wert des Hundes als Verbündeten gegen jeden Angreifer und als willigen Helfer bei seinen Kriegs- und Beutezügen.

     

    Bis zur Erfindung der „Feuerwaffen“ waren Kampfhunde als Waffe des Kriegers und als Verteidungsschild des Angegriffenen zu finden:

 

  • Angriff auf jeden Gegner (er hatte diesen umzureißen, kampfunfähig zu machen und zu töten). Die Hunde hatten teils eine Rüstung an.

    Ein asiatischer Volksstamm führte bei ihren Kriegen gegen die Kimmerei (628-571 v.Chr.) ein eigenes Bataillon von Gefechtshunden. Der persische König Kambyses setzte bei der Eroberung Ägyptens ebenfalls Kampfhunde ein. Xerxes führte auf seinem Feldzug gegen Griechenland Hunde mit sich, die bei vielen Schlachten mit kriegsentscheidend waren. Die Römer verteilten Kampfhunde auf ihre Legionen. In der größten Auseinandersetzung um Frankreich unterstützte König Heinrich VIII den König von Spanien Carl V. durch ein Hilfsheer von Kriegern und Mastiffs.

    Bei der Belagerung von Valence kam es zu einem blutigen Kampf zwischen französischen und spanisch-englischen Hunden (Niederlage der belagerten Franzosen). Kurz vor der Schlacht bei Aboukir im Juli 1799 verlangte Napoleon eine große Anzahl von Kampfhunden und diese zum Einsatz vor seinen Reserven aufzustellen. In England halfen 800 Kampfhunde in der Regierungszeit von Elisabeth I. Spanier bedienten sich der Hunde bei ihren Eroberungszügen in Amerika. Perser/Meder setzten Hunde als Meldehunde durch die feindlichen Heere ein. Der Hund wurde rücksichtslos als Mittel zum Zweck benutzt. Er schluckte die Botschaft und wurde bei seiner Ankunft von den Bundesgenossen geschlachtet. Später, 600 v.Chr., wurde die Botschaft am Halsband befestigt.

     

    Weitere Aufgaben in der neuesten Kriegsgeschichte waren: Sanitätshund, Munitionsträger, Minensuchhund, Wachhund. Für diese Aufgaben wurden allerdings nicht mehr die alten Kampfhunderassen, sondern vielmehr die modernen Diensthunderassen rekrutiert. Kampfhunderassen waren kaum, aufgrund ihrer zweckgerechten Ausbildung des Kampf- und Schutztriebs geeignet.

 

 

2. Die Jagd auf wehrhaftes Wild …

 

… war stets eine besondere Herausforderung des Menschen. Im Mittelpunkt waren großer Jagden waren: Auerochse, Hirsch, Sau, Bär.

 

 

Jagdrecht war für Könige, Adel und Großgrundbesitzer. Auf Fürsthöfen gab es große Packer und schnelle Spürhunde.

 

 

 

In den europäischen Wäldern gab es damals noch 2 Großrinder: Auerochse (Urochse) + Wisent.

 

 

 

Der Mensch trat mit dem Speer in der Hand, geschützt durch einen dicken Baum gegen seine Gegner (Rinder) an. Aufgabe der Hunde war es, das Wild so zu stellen, dass der Jäger mit dem Speer in der Faust dies erlegen konnte.

 

 

 

 

Hirsche wurden von langbeinigen Spürhunden verfolgt, dahinter kräftige Doggen als Packer. Dann erst kam der Jäger zu Pferde. Diese Jagd war gefährlich für die Hunde. Das Geweih des Hirsches stellte eine große Gefahr dar.

 

 

 

 

„Wer Schweinsköpfe haben will, muss Hundsköpfe dranwenden!“.  Für Mensch als auch Hund war die Jagd auf Sauen sehr gefährlich.

 

 

 

Die  Bärenjagd „Hatz auf Bären“, war auch ein ritterliches Spiel. Daran nahmen die Jäger mit ihren Bärenbeißern (mächtige und angriffslustige Hunde, meiste paarweise in Koppeln geführt) teil. Die Hunde sollten Meister Pelz so stellen und durch Angriffe ablenken, sodass der Jäger mit dem Speer oder Fangmesser den Bären erlegen konnte.

 

 

 

 

Meist kam auf eine Jagdgesellschaft 5 Koppeln mit je 2 Bärenbeißern. Eine Koppel trieb den Bär auf den Jäger zu. Zeigte sich der Bär, wurden weitere Hunde angehetzt. Der Bär wurde vom Jäger getötet. Im Mittelalter galt diese Jagd als „heroische Tat“. In Indien gab es Jagden auf Elefanten, Leoparden und Panther. Große Probleme waren, dass die Hunde hier irgendwann erschöpft waren oder der Streit untereinander bzgl. der Beute ausbrach.

 

 

3. Bären und Löwen

England war das Zentrum für Tierkämpfe im Mittelalter. Die Engländer hatten großes Vergnügen, in Fallen gefangene Bären im Kampf gegen ihre Mastiffs zu stellen. „Bearbaiting“ war ein höfischer Sport.  Dieser ist bis zum Jahre 1050 zurückverfolgbar anhand geschichtlicher Dokumente.

 

 

Auch Löwen, fürstliche Geschenke aus anderen Ländern, dienten der Belustigung bei Hofe. Bearbaiting war jedoch billiger, da Bären leichter zu beschaffen waren.

 

 

 

Bald gab es sogar einheitliche Regeln: Der Bär trug ein eisernes Halsband, befestigt an einer Kette, verlängert durch ein dickes seil. Dieses war an der Wand durch einen Eisenring und Rollen befestigt, sodass der Bär aufrecht stehen konnte und seine Gegner erwarten konnte und die Kontrolle des Bärenwerters.

 

 

 

Elizabeth I. (1533-1603) vom englischen Königshof war große Anhängerin aller Tierkämpfe. Sie züchtete selbst Mastiffs. Bearbaiting fand unter ihrer Regentschaft statt. Ihr Nachfolger James I. förderte die Tierkämpfe weiter. Er hatte eigens  für die Tiere Angestellte. „Master of the Game Beares, Bulls and Dogges“. Sie wurden sehr gut bezahlt und waren für die Kämpfe, Beschaffung, Pflege und Zucht verantwortlich.

 

 

 

Für die Zucht waren stets 20 Mastiffhündinnen im Tower von London. Unter Oliver Cromwell (1599-1658) wurden Tierkämpfe von den Puritanern verboten. Leider lebten diese Kämpfe in der Restauration umso stärker wieder auf. Es wurden Wetten abgeschlossen, teils die Bären geschützt, da sie ja öfter kämpfen sollten.

 

 

4. Der Kampf gegen den Bullen 

 

Die in England gelandeten Römer stießen auf die „breitmäuligen, gewaltigen Hunde Britanniens“. Diese übertrafen die in Rom bekannten Molosser-Hunde in ihrer Wildheit und Angriffslust. Die römische Besatzung beauftragte Offiziere um die britannischen Mastiffs nach Rom zu bringen. Dort wurden sie in Kampfarenen gegen Löwen, Bären, Bullen, Elefanten und auch 2 beinige Gladiatioren kämpfen.

 

Geschichtliche Spuren von Bullbaiting in England waren in der Zeit King John`s zu finden.

 

Nachdem  Auerochsen ausgerottet waren, fand der Adel in gezüchteten und wütend gemachten Stieren einen neuen Gegner für ihre Hunde.  (Bulle ist seiner Natur nach sehr angriffslustig) Dies war ein willkommener Zeitvertreib für den Adel. Sie konnte so die Schärfe ihrer Hunde erproben. Teils liefen der Bulle und  großen Hunde mit viel Gewicht frei herum, jedoch für den Schutz der Zuschauer, war der Bulle auch angekettet (mit Bullring am Seil). An einem Bullpranger konnte jeder im Dorf Kämpfe austragen.

 

 

Ziel des Hundes war „pinning & holding“ pinnen = den Bullen an den Nüstern packen, holding = hold = festhalten;

 

 

 

Die Nüstern des Bullen sind mit die empfindlichste Stelle. Wird er dort gepackt, ist er nahezu hilflos. Beim Kampf senkte der Bulle den Kopf daher tief ab. Kampferprobte Bullen (game bulls) scharrten sich mit den Vorderhufen Vertiefungen, um seine Nüstern zu schützen. Nur seine Hörner empfingen den Angreifer. Der Hund musste beim Angriff daher möglichst tief bleiben, um den Hörnern keine Angriffsfläche zu bieten („to pay low“). Die großen Hunde mussten sogar kriechen.

 

 

 

Im Laufe der Zeit wandelte sich die Hunderasse. Es gab eine spezielle Züchtung in Form der englischen Bulldogs – niedrig gestellt, dabei stark und mutig genug. Sie waren eine äußerst kompakte Rasse: 42cm, 20-25kg, breit und muskulös, mit dem charakteristischen Vorbiss. Der Vorbiss ermöglichte durch den mächtigen  Unterkiefer, den festen schraubstockartigen Griff, die zurückliegende Nase ließ zu, dass der Hund, fest in den Bullen verbissen, ausreichend atmen konnte. Im Kampf gegen Bullen wurden Hunde darauf gezüchtet stets nur am Kopf des Gegners anzugreifen. Verbiss sich der Bulldog an einer anderen Stelle, wurde er als Unrein, nicht der Rasse zugehörig, angesehen.

 

 

 

Durch den Angriff am Kopf wurde vermieden, dass das wertvolle Fleisch und die Haut des Bullen durch Hundezähne zerrissen wurden.

 

Es gab dabei 2 Spielregeln: 1. Normales Gefecht: „let go“: Ein Hund war der Gegner. Erst nach dem Sieg oder der Niederlage durfte der zweite Hund in die Arena; 2. Gefecht: „turn loose“: 2-3 Hunde gleichzeitig kämpfen gegen den Bullen.

 

 

 

Der wahrscheinlich wichtigste Grund für diese Kämpfe liegt wohl im soziologischen Hintergrund. Es galt „panem et circenses“ = Brot und Spiele dem Volk geben, um von den miserablen, sozialen Stellungen abzulenken. […]

 

 

 

Mit den Jahren entgleitete Bullbaiting immer mehr. Es wurde immer grausamer gegenüber den Bullen und den Hunden. Den Bullen wurden die Vorderfüße abgehakt, um zu sehen wie sie auf ihren blutigen Stumpen sich der Hunde entwehrten. Waren sie erschöpft vom Kampf, wurde ihnen siedendes Öl in die Ohren gekippt, um sie wieder munter zu machen. Man rieb Salz in die Wunden, Pfeffer in die Nüstern, zündete Feuer unter ihnen an, um sie wieder auf die Beine zu zwingen.

 

 

 

Hundebesitzer verstümmelten ihre Hunde während sie verbissen waren selbst,  um zu beweisen, dass sie echte Bulldoggen waren. So verkaufte sich auch der Nachwuchs besser.

 

 

 

1832 führte der Ausbruch der Cholera in England zu einem Wandel der Ansichten. In der Seuche sah man eine Art Gottesurteil. Es kam daher ein Verbot der Kämpfe.

 

 

 

Die Kämpfe waren vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert nicht nur in England, allerdings nicht in diesem Maße. Dennoch mit Sicherheit überall Entartungen und Tierquälerei.

 

 

Die Bulldoggen verloren ihre Aufgabe. Es wurde weitergezüchtet. Es gab Entartungen und Fehlentwicklungen.

 

5. Hund gegen Hund

 

Dies war im Zentrum des „fighting sports“. Diese Sportart fand die weiteste geografische Verbreitung. Sie wurde aber zu Beginn des 18 Jahrhunderts durch Bullbaiting in England noch in den Schatten gestellt.

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte der „Dogfight“ dann mit zum festen Programm aller Veranstaltungen. Um die Wende des 19. Jahrhunderts begann die Verwandlung der Hunde mit der Einkreuzung von Terrierblut in die Bulldog-Rasse.

 

Gesucht war der schnellere, beweglichere Hund im Kampf. Es zählte nicht mehr, wie beim Bullbaiting das bedingungslose Verbeißen. Aus dem Kampfbulldog wird der Bull and Terrier.

 

Beginn der Blütezeit der Hundekämpfe in England: (ca. 1816-1860). Durch ein offizielles Verbot der Kämpfe 1835 durch das englische Parlament bekam der Dogfight leider weiteren Auftrieb. Es war schwer das Verbot zu kontrollieren, da der „Pit“ nur einen geringen Raumbedarf hatte.

 

Bearbaiting und Bullbaiting verschwanden im Gegensatz dazu relativ schnell. Anhänger wurden auf den Hundekampf abgedrängt.

 

Nach der Blütezeit gelang es der Polizei die Kämpfe langsam einzudämmen. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurden in den Zeitungen noch Hunde zum Verkauf angeboten.

 

Inzwischen war das Kampffieber auf die neue Welt übergesprungen. 1817 war es in den USA ebenso verbreitet. Die „Million-Dollar-Breed“, „The APBT“ machte das große Geschäft.

 

1878 wurde durch „Society for the prevention of quielty to animals“ ein offizielles Verbot erwirkt. Jedoch wurde bis 1888 noch immer wöchentlich ein großer Kampf ausgetragen.

 

Der in 1921 gegründete American Bull Terrier Club sieht in seinen Statuten „Spezialwettbewerbe for gameness“ vor und trug diese auch aus. Blütezeit der Hundekämpfe in den USA war in den 40ern.

 

1976 beschäftigte sich der amerikanische Kongress in einem öffentlichen Hearing mit den Hundekämpfen. Jedoch ohne greifbare Ergebnisse. à Keine Tierschutzorganisation konnte bis dato nicht alle Dogfights verhindern.

 

Zurück ins 19. Jahrhundert in England: Die neue Kampfhunderasse Bull and Terrier brachte vom Bulldog die bedingungslose Kampfbereitschaft, schmerzunempfindlichkeit und vom Terrier die Schnelligkeit und eine neue Kampftechnik mit.

 

Kämpfe wurden viel abwechslungsreicher und interessanter.  Die Grundelemente des Kampfes beim Menschen waren (und sind es leider bis heute noch): Geldeinsatz, Wetten, Eintrittsgelder.

 

Hier die Wettkampfregeln von Eugen Glass 1910 aus alten englischen Verträgen:

 

  • Hunde vor dem Kampf wiegen

  • Farbe des Hundes muss ins Protokoll

  • Im Pit 2 Zeitnehmer (2 unparteiische + Schiedsrichter ausgesucht und mit Zustimmung der beiden Parteien ernannt.)

  • Pit 3,50m x 3,50m, diagonale Teilung durch weißen Mittelstrich, gegenüberliegende Ringecken (60cm)

  • Hunde mussten vor dem Kampf abgeleckt werden à Überprüfen ob Hunde mit giftigen Präparat eingerieben sind)

  • Ecken werden ausgelost

  • Hunde sind vom Sekundanten im fairen Stil loszulassen

  • Hund, welcher den 1. Fehler macht, d.h. der, der als erster sich vom Gegner abwendet, ist danach der Erste, der über den Mittelstrich auf den Gegner zugehen muss (to scratch), vorausgesetzt er wurde zum Zeitpunkt seines ersten Fehlers (Zurückweichen) vom Sekundanten hochgenommen.

  • Nach der ersten Trennung müssen die Hunde abwechselnd die weiße Linie überschreiten

  • Der Hund, der als letzter die Mittellinie voll überquerte ist Sieger

  • […]

  • Keiner der Sekundanten darf den Hund berühren oder den anderen Sekundanten gegenüber unfair werden (foul)

  • Zum Gewährleisten einer fairen Trennung bzw. des sicheren Aufnehmens müssen beide Hunde völlig frei voneinander sein […]

  • Jede Partei erlaubt einem Freund als stillen Beobachter in seine Ecke zu stellen

     

    Die Kämpfe sind aufgrund der hohen Geldeinsätze genauestens organisiert. Nichts wird dem Zufall überlassen. Kämpfe zwischen Hündinnen und Rüden fanden auch statt. Der berühmteste Dog-Pit ist der Westminster-Pit. Durchschnittlich dauerte ein Kampf 2 Stunden. Es wurde aber auch über eine Dauer von 4-5 Stunden berichtet.

 

 

Die berühmten Kampfhunde waren für ihre Besitzer sehr wertvoll. Der bekannteste Hund war Belcher. Er hatte 104 Siege.

 

 

 

Die Welpen, Nachzucht der Kampfhunde, wurden sehr gut umsorgt. Meist besser als Kinder.  Dies war allerdings eine zwiespältige Liebe, da diese ja nur zweckbedingt und durch Profitgier angereichert war. Die Liebe schwand ab der Vorbereitung für die Ausbildung zum Kampfhund. Ab da wurden die Welpen einzeln abgeschirmt in dunklen Räumen. Alles war auf die Aufgabe im Pit ausgelegt. 

 

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(Über die entsprechenden Ausbildungsmaßnahmen möchten wir hier nicht weiter eingehen)

 

 

 

Die Vorbereitungszeit zwischen Kampf und Vertrag war ca. 4 Wochen.  […] Diese Vorbereitung war schwieriger als die Vorbereitung eines Rennpferdes für ein wichtiges Rennen.

 

 

 

Das einzig erfreuliche an dieser Zeit war, dass der Hund sehr viel Zeit mit seinem Herrchen verbringen konnte.

 […]

 

6. Kampf mit dem Dachs

 

Es gibt kaum ein Tier, an welchem die Tapferkeit der Hunde erprobt wurde. Der Dachs war schon immer ein sehr gefährlicher Gegner. Badger-Baiting war vor allem im Mittelalter.

 

 

7. Kampf gegen Ratten

 

Die älteste Aufgabe der Haushunde war die Bekämpfung der Ratten. England blieb es vorbehalten, dies zu einem Spektakel in der Pit werden zu lassen. Rat-Killing war für schnelle Hunde. Der Hund beißt hier 1x zu, tötet dadurch die Ratte und lässt sofort wieder los… Wichtig war, wieviel am Ende in kürzester Zeit tot waren. Entscheidend war hier noch das Gewicht des Hundes.  Es galt: 5 Sek / Ratte; 15 Ratten /min.

 

 

Im Laufe der Zeit bekamen die Hunde immer weitere verschiedene Gegner präsentiert. Manchmal mit überraschendem  Ausgang, nicht für die Hunde.

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Das Verbot der Tierkämpfe

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England kam eine Gegenbewegung auf, aus dem Kreise derer, die im Tier ein dem Menschen anvertrautes Lebewesen sahen, das wie der Mensch Schmerz und Leid empfindet. Im Jahre 1777 ist ein erster öffentlicher Versuch zu finden,  Bull- und Bear-Baiting unter Strafe zu stellen. 1802 wurde ein weiterer Gesetzesentwurf für die Abschaffung der Kämpfe vorgelegt, doch leider ohne Erfolg. Ein zweiter Gesetzesentwurf wurde 1829 eingebracht. Dieser wurde einstimmig abgelehnt. Begründung: Die Armen im Lande litten ohnehin schon an zu vielen Einschränkungen ihrer wenigen Vergnügen. Und es sei politisch sehr unklug der „lower class“ ihre Vergnügen wegzunehmen.  […]

 

 

1832 brach im Black-Country eine fürchterliche Cholera-Epidemie aus, die ganze Landstriche entvölkerte. Trotz vieler Proteste der Tierschützer fanden die Kämpfe kein Ende.  1835 erließ das Parlament endlich ein Gesetz, das jegliche Art von Tierkämpfen verbat und unter Strafe stellte. Es dauerte jedoch eine ganze Zeit, bis dem Gesetz im ganzen Land Geltung verschafft werden konnte.

 

Hundekämpfe gingen in den Untergrund und sind es leider heute noch… Es bleibt die schwache Hoffnung, dass der Mensch sich doch noch eines Tages überall in der Welt seiner Würde bewusst wird, und seine Tiere nicht länger missbraucht. Nichts gegen unsere Kampfhunde, sie haben neue Aufgaben gefunden, wie wir noch sehen werden und sehen! Aber Schluss mit Grausamkeit und Tierquälerei!

Kampfhunde I Dr. Fleig